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"Ein bisschen wie Familie"

Sauerlandkurier vom 09.07.2014

 

Projekt „Unser Laden“ für Menschen mit Behinderung

„Unser Laden“ ist ein besonderes Angebot des Sozialwerks St. Georg Westfalen-Süd, das Menschen mit Assistenzbedarf die Möglichkeit bietet, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

„Ein bisschen wie Familie“
Vera Müller, Ausbildungsleiterin IHK Siegen, Emma Schermer, Verkäuferin Fachrichtung Lebensmittel, Klaus Heimann, Einrichtungsleiter „Unser Laden – Lebensmittel und mehr“ des Sozialwerks St. Georg Westfalen-Süd (von links nach rechts). Foto: Helena Penner

Die Klienten des Sozialwerks haben ein Behinderungsgrad von 50 bis 100 Prozent. Emma Schermer ist eine von ihnen. Sie hat die Ausbildung zur Verkäuferin bestanden.

Sie begann mit einer kleineren Tätigkeit im Dorfladen und absolvierte im Sommer 2013 die erste Ausbildungsstufe zur Verkaufshelferin. Emma Schermer hatte den Wunsch und das Potential, die Ausbildung auf der nächsten Stufe fortzusetzen. Dem stand jedoch ein Hindernis im Weg. Die weitere Förderung durch die ARGE ist aufgrund eines veralteten Gutachtens über ihren Gesundheitszustand gescheitert. Die Kosten der weiteren Ausbildung zur Verkäuferin wurden jedoch durch die eigene Stiftung des St. Georg Sozialwerkes und durch die Stiftung von Annelie Ruddes Warwitz übernommen.

Das Angebot „Unser Laden“ sieht vor, dass Menschen mit einem Behinderungsgrad von mehr als 50 Prozent langsam von den insgesamt fünf im Laden beschäftigten Fachkräften an Aufgaben herangeführt werden und zunehmend mehr Verantwortung übernehmen. Dabei gebe es viele positive Effekte, erklärt Klaus Heimann, Einrichtungsleiter der Läden von St. Georg.

Verschüttete Potentiale der Klienten würden wieder aufgedeckt, zudem würden diese eine sinngebende Tätigkeit erleben, die ihren Tagesablauf strukturiere. Auf diese Weise könnten die Klienten soziale Kontakte knüpfen und vorbehaltlose Unterstützung und Zusammenhalt unter Kollegen erfahren. Das sei gelebte Integration, sagt Heimann – zumal man beim Betreten des Ladens zwischen Personen mit Assistenzbedarf und Fachkräften nicht unterscheiden könne. Zusätzlich bestehe die Möglichkeit, eine Ausbildung zu absolvieren.

Dankbar für Unterstützung

Diese Möglichkeit nutzte Emma Schermer, die dankbar ist, finanzielle Unterstützung erhalten zu haben und ihre Ausbildung bei „Unser Laden“ beenden konnte. Dankbarkeit und Freude über diese Tatsache stehen der jungen Frau ins Gesicht geschrieben. „Die Ausbildung hat mir ein unabhängiges, selbstständiges Leben ermöglicht. Die Arbeit macht Spaß, und ich habe gute Mitarbeiter und Kollegen, die immer für mich da sind und ein offenes Ohr haben“, sagt Schermer.

„Ein bisschen wie Familie“, sei das Projekt, ergänzt Vera Müller, Ausbildungsleiterin der IHK Siegen. Der Laden sei ein geschützter Rahmen, dadurch habe man Zeit für den einzelnen Menschen.

Auch für das Dorf sei der Laden, der ohne Fördermittel nicht bestehen könne, eine große Bereicherung, erklärt Klaus Heimann. Die Nahversorgung, der Erhalt der Infrastruktur und die Autonomie der Einwohner werde gewährleistet. Das trage zur Attraktivität des Ortes bei. Es würden Arbeitsplätze auf dem ersten Arbeitsmarkt geschaffen, und der Dorfladen sei Kommunikationstreffpunkt. Ein kostenloser Lieferservice verbessere die Lebensqualität immobiler Personen. Ein Projekt mit Gewinnern.

www.sozialwerk-st-georg.de (Von Helena Penner)